Prix de l’Arc de Triomphe 2013
6. Oktober 2013 - 2400 Meter, Paris-Longchamp - Boden: weich
Vorbericht vom 5. Oktober 2013
Als eine der bestbesetzten Austragungen aller Zeiten wird der diesjährige Prix de l’Arc de Triomphe
von der Fachpresse gefeiert. Nicht ohne Grund, finden sich doch neben den besten Pferden
Europas auch zwei echte Cracks aus Japan in Paris-Longchamp ein. Die Zuchtinvestitionen der Vergangenheit
scheinen im Land der aufgehenden Sonne immer bessere Früchte zu tragen, so ist es durchaus möglich,
dass am 6. Oktober erstmals ein japanisches Pferd den Prix de l’Arc de Triomphe gewinnt. Bitter dagegen, dass
der deutsche Vertreter Novellist wegen Fieber kurzfristig zurückgezogen werden musste, ihm waren beste Chancen
vorrausgesagt worden.
Schon bei der letzten Austragung des Arc wäre der Sieg fast nach Japan gegangen, als
Orfevre bereits
wie der sichere Sieger ausgesehen hatte, dann aber auf der Ziellinie noch von Solemia abgefangen wurde. Nach
einem weiteren 2. Platz im Japan Cup wurde bei Orfevre zu Beginn des Jahres Blut in der Lunge entdeckt, weshalb
der Fuchs seit März keine Rennen mehr absolvieren konnte, sich nun aber am 15. September mit einem eindrucksvollen
Sieg im Prix Foy in Longchamp zurückmeldete. Dieses Rennen hatte der Fünfjährige auch im letzten Jahr als
Vorbereitung auf den Arc genutzt und gewonnen. Seit dem Sieg von Star Appeal 1975 ist es allerdings
nur noch einem Pferd das älter als vier Jahre alt war gelungen den Arc zu gewinnen.
Einem anderen japanischen Pferd gelang am selben Tag ein noch eindrucksvollerer Sieg in Longchamp. Der dreijährige
Kizuna, der trotz schlechtem Rennverlauf das japanische Derby als klarer Favorit gewonnen hatte,
schlug bei seinem ersten Auftritt außerhalb Japans gleich die versammelte Dreijährigen Elite Europas. Im
Prix Niel setzte er sich auf weichem Boden mit kurzem Kopf vor Ruler Of The World,
Ocavango und Flintshire durch. Laut seines Trainers Shozo Sasaki befand sich
Kizuna dabei erst bei 80 Prozent seiner Leistung vom japanischen Derby. Sasaki
hatte großen Wert darauf gelegt in Paris zu laufen, da er der Meinung ist, dass dreijährige Pferde aufgrund ihrer
Gewichtserlaubnis beim Arc begünstigt sind. Tatsächlich waren acht der letzten zehn Arc-Sieger drei Jahre alt.
In den letzten beiden Jahren wurde das höchstdotierte Galopprennen Europas von Stuten gewonnen, dieses Jahr ist die
Stute
Trêve bislang noch ungeschlagen. Sie war Mitte Juni im Prix de Diane erfolgreich, der durch den Sieg der
Zeitplatzierten Chiquita in den Irish Oaks noch aufgewertet wurde, gewann jüngst auch den Prix Vermeille in
eindrucksvoller Manier. Bislang ist die Stute, die im Juli für angeblich sechs Millionen Euro an
Scheich Joaan Al Thani verkauft wurde, noch nie gegen männliche Konkurrenten gelaufen. Stalljockey Frankie Dettori
kann sie aufgrund einer Fußverletzung nicht reiten. Ihre hohe Startbox 15 ist nicht gerade günstig, in den letzten elf Jahren
schaffte es nur ein Pferd mit einer zweistelligen Startbox den Arc zu gewinnen.
Eine wirklich starke Vorstellung hatte auch
Epsom Derby
Sieger
Ruler Of The World im Prix Niel gegeben,
bedenkt man, dass er seit Ende Juni kein Rennen mehr bestritten hatte. Der von Aidan O’Brien trainierte Galileo-Sohn
war nach seinem Sieg in Epsom beim Irish Derby nur Fünfter geworden und hatte daraufhin eine Pause eingelegt. Mit Box 6 wurde
ihm nun ein hervoragender Startplatz zugelost.
O'Brien hat in
Leading Light einen weiteren Starter, der mit der Distanz keine Probleme haben wird, was er
gerade mit seinem fünften Sieg in Folge bei den
St. Leger Stakes
unter Beweis gestellt hat. Bisher hat es jedoch noch nie ein St. Leger Gewinner geschafft den Arc zu gewinnen, die
Erholungspause zwischen den beiden Steherprüfungen scheint dafür nicht auszureichen.
Trainer Andre Fabre, mit sieben Siegen Rekordgewinner des Prix de l’Arc de Triomphe, hat in diesem Jahr fünf Optionen.
Sein am stärksten eingeschätztes Pferd ist derzeit der in Deutschland geborene
Intello, ebenfalls ein Galileo-Sohn,
der Anfang Juni den Prix du Jockey Club gewann. Fragezeichen stehen allerdings hinter seinem Stehvermögen, seine Mutter
Impressionnante war nie über mehr als eine Meile gelaufen. Schafft er es in den Endkampf, hat er sicherlich den Speed
und das Durchsetzungsvermögen um ganz vorne landen zu können.
Grand Prix de Paris Gewinner
Flintshire gehörte lange zu den Top-Favoriten, zählt seit seiner Niederlage
im oben erwähnten Prix Niel jedoch nur noch zu den chancenreichen Außenseitern. Im Prix Niel hatte er zu weichen
Boden vorgefunden, war mit knapp zwei Längen aber auch nicht allzu deutlich hinter Kizuna. Fabre wollte ihn eigentlich nur
auf festerem Boden laufen lassen, den wird er nun wohl nicht vorfinden.
Ocovango, der im Prix Niel und im Grand Prix de Paris Dritter wurde, liegt dagegen weicher Boden. Er muss sich allerdings
gehörig steigern, will er vorne mitreden, was auch für den Monsun-Sohn
Penglai Pavilion gilt.
Sehr erfolgreich lief in Großbritannien in diesem Sommer
Al Kazeem mit Siegen in den Prince Of Wales´s und
Eclipse Stakes.
Seine Form scheint sich jedoch dem Ende zu neigen, zumindest konnte er seiner Favoritenstellung Ende
August bei den International Stakes in York nicht mehr gerecht werden, wurde bei den Irish Champion Stakes aber
immerhin noch Zweiter.
Aus Brasilien reist
Going Somewhere an. Er hatte Ende letzten Jahres
etwas überraschend das prestigeträchtigste Pferderennen Südamerikas, den GP Carlos Pellegrini, gewonnen und dabei auch
Indy Point besiegt, der später als Favorit in die Arlington Million Stakes gegangen war. Bei seinem ersten Auftritt
in Europa endete Going Somewhere beim Prix Foy viereinhalb Längen hinter Orfevre.
Mit von der Partie ist auch wieder
Meandre, der in Köln gerade den Preis von Europa gewinnen konnte.
Er läuft bereits zum dritten Mal beim Arc, wurde 2011 sogar Sechster, ein Erfolg wäre allerdings
eine absolute Sensation. Dies gilt auch für seine Altersgenossen
Joshua Tree,
Haya Landa und
Pirika.
Die beiden Letztgenannten endeten jüngst im Prix Foy genauso abgeschlagen hinter Orfevre wie die
Zweitplatzierte
Very Nice Name.
Letztendlich ist der Arc ein äußerst schwer vorhersagbares Rennen, schließlich sind die meisten Pferde nie
gegeneinander gelaufen. Hinzu kommen die für viele Teilnehmer ungewohnte Größe des Feldes und das möglicherweise
von Beginn an extrem hohe Tempo, zudem gelten die hohen, äußeren Startplätze beim Arc als besonders ungünstig.
Dass der Gewinner nicht unbedingt unter den Favoriten zu suchen ist bewiesen die
letzten beiden Austragungen, die Siegerinnen Danedream und Solemia waren zu Quoten von über 20:1 zu wetten.
Vorjahressiegerin Solemia wird ihren Titel jedenfalls nicht verteidigen, sie befindet sich mittlerweile bei
Wertheimer et Frère in der Zucht.