Prix de l’Arc de Triomphe 2019
6. Oktober 2019 - 2400 Meter, Paris-Longchamp - Boden: weich
Vorbericht vom 4. Oktober 2019
Der Prix de l’Arc de Triomphe 2019 könnte in die Rennsportgeschichte eingehen,
denn der englischen Ausnahmestute
Enable bietet sich die Chance das bedeutendste Galopprennen Europas als erstes Pferd
zum dritten Mal zu gewinnen und die Buchmacher zahlen nicht einmal den doppelten Einsatz auf ihren Sieg.
Enable ist seit Mai 2017 ungeschlagen, trifft mit den Hengsten
Ghaiyyath,
Japan und
Sottsass nun aber auf aufstrebende jüngere Konkurrenten.
Enable gebührt nicht nur als Siegerin des Arc
2017 und
2018
die Rolle der Favoritin, ihr unbändiger Siegeswille sucht seinesgleichen.
Seit Mai 2017 blieb sie bei zwölf Starts unbesiegt, gewann zehn Gruppe-I-Rennen,
holte als erstes Pferd den Arc und den Breeders' Cup Turf im selben Jahr.
Der Arc 2019 wird nun das letzte Rennen ihrer herausragenden Karriere sein,
bevor sie anschließend in die Zucht wechselt.
Gegen einen dritten Arc-Triumph der fünfjährigen Nathaniel-Tochter spricht momentan
eigentlich nur die Statistik.
Nicht nur, dass es noch kein Pferd geschafft hat den Arc dreimal zu gewinnen,
seit dem Erfolg von Star Appeal 1975 ist es nur noch einem Pferd (Marienbard 2002)
gelungen den Arc zu gewinnen, das älter als vier Jahre alt war.
Ghaiyyath gilt seit seinem sagenhaften Vierzehn-Längen-Sieg im
Großen Preis von Baden
als einer der gefährlichsten Gegner von Enable.
Natürlich sind die von ihm dort besiegten Pferde, wie Donjah oder Derbysieger Laccario,
nicht mit einer Enable zu vergleichen, dennoch steht der vierjährige Godolphion-Hengst
seither im World’s Best Racehorse Ranking auf dem 3. Platz.
Ghaiyyath ist ein außergewöhnliches Pferd mit einer außergewöhnlichen Laufbahn.
Als Fohlen kostete der Dubawi-Sohn den stolzen Preis von 1.1 Millionen Euro. Im Alter von zwei Jahren
gewann er in Newmarket die Autumn Stakes und gehörte daraufhin zum engsten Favoritenkreis des Epsom Derbys,
musste dann aber verletzungsbedingt ein Jahr pausieren. Beim Comeback gewann er den Prix du Prince d'Orange,
konnte anschließend aber wieder sieben Monate keine Rennen bestreiten, nur um zu Beginn diesen Jahres auf Anhieb
den Prix d'Harcourt zu gewinnen. Jockey William Buick erklärte bereits, da Ghaiyyath sehr flexibel sei,
werde er bei zu langsamen Tempo die Initiative ergreifen.
Sottsass ist als aktueller Sieger des französischen Derbys, des
Prix du Jockey Club 2019,
die große Hoffnung Frankreichs im Prix de l’Arc de Triomphe.
Trainer Jean-Claude Rouget hatte seinem Schützling nach dem Derby eine längere Pause verortet,
um ihn in Topzustand in den Arc schicken zu können.
Diese dreimonatige Rennpause beendete Sottsass am 15. September mit dem Gewinn des Prix Niel,
traf dort allerdings auf keine wirklich starken Konkurrenten,
weshalb der Siyouni-Sohn nur schwer einzuschätzen ist.
Dass er im Prix du Jockey Club die Rekordzeit gleich um drei Sekunden verbessert hatte,
spricht zu seinen Gunsten, zumal er weichen Boden mag, nach dem es auch am Arc-Sonntag aussieht.
Japan ist ein weiterer dreijähriger Hengst, dem der große Triumph zuzutrauen ist.
Zu Beginn der Saison hatte es danach eigentlich nicht ausgesehen,
doch hat sich der von Aidan O'Brien in Irland trainierte Galileo-Sohn immer weiter gesteigert.
Einem 3. Platz im
Epsom Derby
folgten souveräne Siege in den King Edward Stakes
und im Grand Prix de Paris auf der Rennbahn in Paris-Longchamp.
Bisheriger Höhepunkt war am 21. August der Gewinn der International Stakes (2.063 m) in York,
die er knapp vor Crystal Ocean, der Nummer 2 im World Ranking, gewann.
Als dreijährige Hengste genießen Japan und Sottsass im Prix de l’Arc de Triomphe einen Gewichtsvorteil
von satten drei Kilogramm, acht der letzten elf Arc-Austragungen wurden von dreijährigen Pferden gewonnen.
Magical war mit drei Siegen ins neue Jahr gestartet,
musste sich dann aber in den Prince Of Wales Stakes, den Eclipse Stakes
und den Yorkshire Oaks hinter Enable oder Crystal Ocean einreihen.
Angesichts dessen wäre ein Sieg im Prix de l’Arc de Triomphe eine
Überraschung.
Die ebenfalls von Aidan O'Brien trainierte Galileo-Tochter hat aber
wiederholt gezeigt hat, dass sie mit den
ganz Großen mithalten kann, zuletzt am 14. September beim Gewinn der Irish Champion Stakes
vor dem aktuellen Epsom Derby-Sieger Anthony Van Dyck.
Waldgeist kann man auf ähnlichem Niveau einordnen wie Magical.
Der Prix Ganay-Sieger und letztjährige Arc-Vierte war in den bestbesetzten
Rennen immer wieder im Vorderfeld anzutreffen und sollte auch im Arc 2019
für eine Platzierung gut sein.
Der fünfjährige Galileo-Sohn aus der Waldlerche, der in den Farben des Gestüts Ammerland läuft,
wird von André Fabre trainiert,
der mit sieben Siegen den Rekord beim Prix de l’Arc de Triomphe hält.
Waldgeist gewann am 15. September den Prix Foy leicht, traf dort aber auf keine starken Gegner.
Blast Onepiece, Gewinner des
Arima Kinen 2018,
meldete sich am 18. August mit einem feinen Erfolg zurück aus der Sommerpause,
gewann das gut besetzte Sapporo Kinen (Gr.2, 2.000 m).
Dem Harbinger-Sohn liegen weitere Distanzen noch besser, weshalb man auf sein Abschneiden
im Arc gespannt sein darf.
Fierement unterlag Blast Onepiece im Sapporo Kinen,
war dort aber ebenfalls aus einer viermonatigen Rennpause gekommen und
ist auf weiteren Distanzen fraglos besser aufgehoben.
Im vergangenen Jahr hatte er Blast Onepiece beim Gewinn des japanischen St Leger (Gr.1, 3.000 m)
noch deutlich in die Schranken verwiesen,
zu Beginn diesen Jahres auch beim Sieg im Tenno Sho-Spring (Gr.1, 3.200 m) seine Steherqualitäten
unter Beweis gestellt.
Fierement und Blast Onepiece wurden zuletzt im englischen Newmarket auf den Arc vorbereitet,
beide sind aus Mangel an Vergleichen mit europäischen Gegnern nur schwer einzuschätzen.
Nimmt man jedoch die Ergebnisse anderer japanischer Pferde zur Hand,
beispielsweise das Dubai Sheema Classic oder die King George Stakes,
werden es die Japaner im Arc ziemlich schwer haben.
Kiseki ist ein weiterer Hengst, der versuchen wird, als erstes japanisches Pferd den
Prix de l’Arc de Triomphe zu gewinnen.
Er siegte vor zwei Jahren im japanischen St Leger und belegte im
Japan Cup 2018
den 2. Platz.
Sein erster Auftritt außerhalb Asiens verlief am 15. September allerdings enttäuschend,
im Prix Foy war er ohne Chance.
Laut Trainer Katsuhiko Sumii mache Kiseki seit der Niederlage einen deutlich verbesserten Eindruck,
er werde im Arc eine ganz andere Vorstellung geben.
Starjockey Christophe Soumillon wird ihn dort vermutlich an der Spitze des Feldes platzieren.
French King ist in diesem Jahr noch ungeschlagen und könnte in Paris vielleicht
für eine Überraschung sorgen.
Geboren im englischen Lingfield und von Henri-Alex Pantall in Frankreich trainiert,
machte der French Fifteen-Sohn in den ersten beiden Jahren seiner Karriere kaum auf sich aufmerksam.
Der Bann brach im Februar in Katar mit einem Sieg in der mit 1 Million Dollar dotierten Amir Trophy.
Anschließend holte French King in Deutschland den Carl Jaspers-Preis und den
Großen Hansa Preis und gewann im August mit dem Großen Preis von Berlin sein zweites Gruppe-I-Rennen
vor dem Dubai Sheema Classic-Sieger Old Persian.
Natürlich waren die bislang geschlagenen Gegner nicht die Elite des Galopprennsports,
doch muss French King seine Grenze längst nicht erreicht haben.
Soft Light, wie Sottsass aus dem Stall von Jean-Claude Rouget, wurde am Mittwoch für
120.000 Euro nachgenannt. Der dreijährige Authorized-Sohn hat in diesem Jahr keinen seiner sechs Starts gewinnen können,
wurde aber viermal Zweiter. Im Grand Prix de Paris blieb er vier Längen hinter Japan,
zuletzt endete er am 25. August im Grand Prix de Deauville immerhin zweieinhalb Längen vor Nagano Gold.
Nagano Gold vertritt die Farben der Tschechischen Republik.
Der Sohn der deutschen Stute Never Enough (Monsun) war im Juni in den Hardwicke Stakes von Ascot,
trotz ungünstigem Rennverlauf, nur mit einer halben Länge von Defoe bezwungen worden.
Im Grand Prix de Paris enttäuschte er dann aber auf dem 3. Platz.
Vaclav Luka Juniro, Trainer und Besitzer des früheren tschechischen St Leger-Siegers,
hofft auf einen Platz unter den ersten Fünf, was allerdings einer kleinen Sensation gleich käme.
Der
Prix de l’Arc de Triomphe
gilt als das bedeutendste Galopprennen der Welt, mit einem Preisgeld von
5 Millionen Euro ist es das höchstdotierte Pferderennen Europas.
Erstmals wurde das Rennen 1920 ausgetragen. In den letzten 69 Austragungen konnten nur zwei Pferde
gewinnen, die über vier Jahre alt waren (Star Appeal 1975, Marienbard 2002).