Prix de l’Arc de Triomphe 2018
7. Oktober 2018 - 2400 Meter, Paris-Longchamp - Boden: gut
Vorbericht vom 5. Oktober 2018
Nach zwei Jahren Umbauzeit kehrt der Prix de l’Arc de Triomphe
auf die Rennbahn in Paris-Longchamp zurück.
Das zu schlagende Pferd ist wie im Vorjahr
Titelverteidigerin
Enable, ihre langwierige
Verletzungspause wirft allerdings einige Fragen auf.
Enables stärkste Gegnerin wird in der dreijährigen
Irish Derby-Siegerin
Sea Of Class vermutet,
Gestüt Ammerlands
Waldgeist gehört nach vier Siegen in Folge
ebenfalls zum engsten Favoritenkreis.
Vielleicht kann Aidan O'Briens frischer St Leger Sieger
Kew Gardens
gefährlich werden, alle anderen Starter sind als Arc-Gewinner nur schwer vorstellbar.
Enable konnte nach ihrem Triumph im
Prix de l’Arc de Triomphe 2017
aufgrund einer Knieverletzung elf Monate keine Rennen bestreiten,
weshalb natürlich darüber spekuliert wurde,
ob sie überhaupt zur Titelverteidigung antreten würde.
Am 8. September gelang der vierjährigen Nathaniel-Tochter
bei den September Stakes in Kempton dann ein beeindruckendes Comeback.
Trotz der enormen Rennpause siegte sie auf Sandboden in leichter Manier,
ließ den lange zum Arc-Favoritenkreis zählenden Crystal Ocean
dreieinhalb Längen hinter sich.
Enable hat acht ihrer neun Starts gewonnen,
neben dem Arc auch die Epsom-, Irish- und Yorkshire Oaks.
Ihre Arc-Quoten von kaum mehr als 2:1 scheinen dennoch relativ
gering, bedenkt man ihre lange Verletzungspause und dass sie den
letztjährigen Gewichtsvorteil diesmal nicht in Anspruch nehmen kann.
Sea Of Class gilt spätestens seit ihrem beeindruckenden Sieg
in den Yorkshire Oaks als ganz heiße Kandidatin auf den
Gewinn des Prix de l’Arc de Triomphe 2018. Wie immer vom Ende des
Feldes kommend, ließ sie in York die hochgradig besetzte Konkurrenz
einfach stehen. Schon Ende Juli setzte sie
mit dem Gewinn der Irish Oaks ein Zeichen, hatte
die 19:10 Favoritin Magic Wand und die Epsom Oaks-Siegerin
Forever Together auf der Zielgeraden förmlich überrollt.
Auch die Statistik spricht für sie.
So wurden sechs der letzten sieben Arc-Austragungen
von Stuten gewonnen und sieben der letzten zehn
von dreijährigen Pferden, was vor allem an der relativ hohen
Gewichtserlaubnis für dreijährige Pferde liegt.
Die Taktik von Sea Of Class, am Ende des Feldes zu laufen,
könnte dagegen zu Problemen führen, sollte sie im riesigen Arc-Feld
keine freie Passage finden.
Sea Of Class war am Mittwoch für 120.000 Euro nachgenannt worden.
Waldgeist befindet sich in diesem Jahr in herausragender Form,
triumphierte bereits in vier Gruppe-Rennen.
Der Galileo-Sohn aus der Waldlerche,
der für die Farben des Gestüts Ammerland startet, gewann
nach dem Grand Prix de Chantilly und dem Grand Prix de Saint-Cloud
auch den Prix Foy auf der Rennbahn in Paris-Longchamp,
wobei er den Breeders Cup Turf-Sieger Talismanic und den
letztjährigen Arc-Zweiten Cloth Of Stars klar auf die Plätze verwies.
Alle drei genannten Hengste werden von André Fabre trainiert,
der mit sieben Siegen den Trainerrekord beim Prix de l’Arc de Triomphe
hält.
Waldgeist traf bei seinen Siegen sicherlich nicht auf die
allerstärksten Konkurrenten. Auch wurden seine Rennen recht langsam
gelaufen, was im Arc kaum der Fall sein dürfte.
Den GP de Saint Cloud hatte er mit "Nase" vor Coronet gewonnen.
Sea Of Class bezwang Coronet in den Yorkshire Oaks dagegen
mit über zwei Längen und das bei ungünstigerer Gewichtsverteilung.
Kew Gardens gilt derzeit als die stärkste Waffe
im Stall von Aidan O'Brien, dem Trainer, der beim
Arc 2016
die ersten drei Plätze belegt hatte. Kew Gardens war im
Epsom Derby 2018
nur Neunter geworden, hatte dann aber mit Siegen in den Queen's Vase
von Ascot und dem Grand Prix de Paris auf sich aufmerksam gemacht.
Zuletzt setzte sich der dreijährige Galileo-Sohn
auch in den St Leger Stakes über 2.922 Meter
durch und ließ dabei stark eingeschätzte Gegner
wie Lah Ti Dar, Dee Ex Bee oder Old Persian hinter sich.
Capri wird ebenfalls von Aidan O'Brien vorbereitet.
Er gewann im letzten Jahr das Irish Derby vor Cracksman
und die St Leger Stakes vor Crystal Ocean und Coronet,
bevor er im Arc dann nur 17ter wurde.
Im April verletzte er sich an der Schulter und konnte fünf
Monate keine Rennen bestreiten. Sein Comeback endete beim Prix Foy
auf dem vorletzten Platz. Mit diesem Rennen im Bauch findet er
im Arc vielleicht zurück zu alter Stärke.
Talismanic ist ein nicht uninteressanter Godolphin-Hengst,
dem an einem guten Tag manches zuzutrauen ist. Beim
Arc 2016
landete er nur auf Platz 11, machte dann aber Ende letzten Jahres auf
sich aufmerksam, als er in den USA den Breeders' Cup Turf gewann
und beim Hong Kong Vase Rang 2 belegte.
Einem enttäuschenden Ausflug zum
Dubai World Cup 2018
folgte nach längerer Pause zuletzt ein 2. Platz im Prix Foy
hinter seinem Stallgefährten Waldgeist.
Talismanic wird ausgeruht in den Arc gehen, in absoluter Topform wäre
er dort als Endkampf-Kandidat nicht auszuschließen.
Cloth Of Stars ist ein weiterer Godolphin-Hengst, der ebenfalls
von Andre Fabre trainiert wird. Letztes Jahr hatte er es als
21:1 Außenseiter im Prix de l'Arc de Triomphe auf den 2. Platz
geschafft, allerdings war dieses
Rennen qualitativ nicht allzu stark besetzt gewesen. In diesem Jahr
konnte der Sea The Stars-Nachkomme seine prestigeträchtige Arc-Platzierung
nicht bestätigen, endete in den großen Rennen
zumeist recht weit abgeschlagen.
Study Of Man müsste als Gewinner des
Prix du Jockey Club 2018
eigentlich zum Kreis der Arc-Favoriten gehören,
doch waren seine nachfolgenden Leistungen alles andere als berauschend.
Im August belegte der Sohn des japanischen Hengstes Deep Impact im zur Gruppe 2 zählenden
Prix Guillaume d'Ornano als 18:10 Favorit nur den 3. Platz.
Konnte man diese Enttäuschung noch mit der langen Rennpause
entschuldigen, sorgte am 15. September sein 5. Platz
in den Irish Champion Stakes auch nicht gerade für Begeisterung.
Dennoch sollte man Study Of Man nicht unterschätzen,
auch er profitiert von der Gewichtserlaubnis für Dreijährige.
Patascoy endete im Prix du Jockey Club als 22:1 Außenseiter eine halbe Länge
hinter Study Of Man auf Rang 2. Seither bestritt er nur noch ein Rennen,
ging im Prix Guillaume d'Ornano zwei Längen vor Study Of Man,
aber vier hinter Knight To Behold durchs Ziel.
Patascoy ist nur schwer einzuschätzen. Bedenkt man, dass die dreijährigen
französischen Hengste im Vergleich mit der internationalen Konkurrenz nicht
gut aussahen, zählt auch er zu den Außenseitern. Bislang ist er, genau wie Study Of Man, nie weiter
als 2.100 Meter gelaufen.
Hunting Horn ist einer von fünf Startern
aus dem Stall von Aidan O'Brien. Der dreijährige Camelot-Sohn hatte
zunächst keine allzu gute Saison, wurde beim Prix du Jockey Club
nur Sechster, konnte jüngst im Prix Niel aber nur hauchdünn
von Brundtland bezwungen werden.
Magical gewann als Zweijährige in Irland auf Gruppe-II-Ebene,
konnte an diesen Erfolg aber bislang nicht anknüpfen. Die
Galileo-Tochter ist nie weiter als 1.811 Meter gelaufen, vielleicht zaubert
Aidan O'Brien hier eine Überraschung aus dem Hut? Wie oben aufgezeigt,
spricht zumindest die Statistik für die dreijährige Stute.
Nelson war im Vorjahr, nach Siegen in seiner irischen Heimat,
nur mit Hals von Roaring Lion bezwungen worden und zählte über Winter
zum Favoritenkreis für das Epsom Derby, an dem er dann aber nicht teilnahm.
In diesem Jahr wurde der Frankel-Sohn von seinem Stallgefährten Kew Gardens
gleich dreimal deutlich besiegt. Es ist zu vermuten, dass es Nelson ist,
der an der Spitze des Feldes das Tempo
für seinen Stallgefährten Key Gardens hochhalten soll.
Neufbosc schaffte es im Grand Prix de Paris knapp eine Länge
hinter Kew Gardens auf den 2. Platz und wurde im Prix Niel hinter
Hunting Horn Dritter. Der dreijährige Mastercraftsman-Sohn
wird von der schwedischen Trainerin Pia Brandt in Chantilly vorbereitet.
Er geht als Außenseiter in den Arc,
ein einstelliger Platz sollte aber nicht unmöglich sein.
Defoe versucht sich nach seinem 2. Platz im
Großen Preis von Baden
nun im Prix de l’Arc de Triomphe.
Der Schimmel war in Baden-Baden keine halbe Länge hinter Best Solution
durchs Ziel gegangen, und das obwohl er eine dreimonatige Rennpause
zu überbrücken hatte. Bislang hat Dafoe noch kein Gruppe-I-Rennen
gewinnen können, es wird einige Steigerung nötig sein, will
er im Arc mithalten.
Clincher ist in diesem Jahr der einzige Vertreter Japans
beim Prix de l’Arc de Triomphe.
Es käme allerdings einer Sensation gleich, sollte er das erste
japanische Pferd sein, das dieses Rennen gewinnt.
Der Zweitplatzierte des letztjährigen japanischen St Leger (3.000 m)
hat in seiner Heimat keine wirklichen Bäume ausgerissen,
schaffte es im April immerhin auf den 3.Platz im Tenno Sho (Spring).
Seinen ersten Auftritt in Europa endete für den Sohn von Deep Sky
im Prix Foy auf dem letzten Platz.
Salouen, Dreizehnter beim
Epsom Derby 2017,
machte zu Beginn dieses Jahres auf sich aufmerksam, als er im Coronation Cup
erst auf der Ziellinie von Cracksman gestellt wurde. Mit den großen Pferden
der Rennsportszene konnte Salouen danach nicht mehr mithalten, ließ dennoch
den einen oder anderen Arc-2018-Außenseiter hinter sich.
Way To Paris
schaffte es in italienischen Grupperennen mehrfach in die Platzierung,
versuchte sich in diesem Jahr dann erfolglos in besseren französischen Rennen.
Immerhin wurde er im Prix Foy Vierter von sechs Startern.
Louis D'Or beendete im Mai die französischen 2000 Guineas als Letzter,
überraschte dann als Drittplatzierter im Prix du Jockey Club.
Wie die anderen dreijährigen französischen Hengste enttäuschte auch der
Intello-Sohn in den nachfolgenden Rennen.
Der
Prix de l’Arc de Triomphe
wird seit 1920 ausgetragen und gilt als das bedeutendste Pferderennen der Welt.
Wegen Umbauarbeiten auf der Rennbahn in Longchamp wurde das Rennen in den letzten beiden Jahren
in Chantilly ausgetragen. Nun kehrt es zurück auf die neue Bahn in Paris-Longchamp.